Mitglied der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Landesverband Bayern e.V.
Die Bezirksklinik Hochstadt "GEBO" lud am 22.05.2019 zum 19.Mal ein zum Austausch der Fachleute zu den Themen: die Gefahren der Neuen Psychokativen Substanzen (NPS) und Wirksamkeit der Adaptionsbehandlung. Mehr als 200 Interessierte fanden den Weg in die Hochstadter Klinik, um den von Chefarzt Prof.Dr.Thomas Kallert moderierten Ausführungen der renommierten Experten über den aktuellen Stand der Forschungen zu den Themen zu folgen.
Prof.Dr. Ulrich Preuß, Psych. Klinik Herborn, referierte über die Indikationen, Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie mit Cannabis-basierten Medikamenten. Seit ca. 2 Jahren findet Cannabis auch legal Verwendung in der Medizin, v.a. der akuten Schmerztherapie für Schwerstkranke. Die Wirksamkeit beruht auf der chemischen Verwandtschaft mit körpereigenen Substanzen, dennoch stehen ihr eklatante Nebenwirkungen gegenüber, insbesondere bzgl. des Suchtpotenzials, die sorgfältig vom ärzlichen Therapeuten vor Indikation abgewogen werden müssen.
Prof.Dr. Norbert Wodarz, Universität Regensburg, brachte dem Fachpublikum, z.T. in beeindruckenden Bildern, die bereits in kleinsten Mengen unberechenbaren und schweren Auswirkungenvon sog. New Research Chemikals nahe. Die besonderen Gefahren dieser Substanzen liegen hauptsächlich in der relativ leichten Verfügbarkeit (Internet), den versteckten `Verpackungen´ (Kräutertees, Badesalze, Nasensprays ...) und den meist laienhaften Herstellungsverfahren (unwägbare Dosierungen, Verunreinigungen ...). Die als `legal´ angepriesenen, psychotropen Inhaltsstoffe sind oft chemisch nur geringfügig veränderte Varianten (`Designerdrogen´) bestimmter illegaler Suchtstoffe, können daher nur äußerst schwer analysiert/ nachgewiesen (Drogenscreening) werden und fallen somit auch durch das Netz der Betäubungsmittelgesetze. Eklatant offenbart sich der Benutzerkreis in immer jüngerem Lebensalter mit entsprechend nachhaltigeren Langzeitschädigungen in Gehirn und Organismus.
Dipl.Psych. Felix Müller, Klinik Hochstadt, ging in seinem workshop am Nachmittag konkret auf den Missbrauch von amphetamintypischen Substanzen bei Patienten im hiesigen Bezirksklinikum ein. Er berichtet, dass aufgrund kaum möglicher chemischer Drogentests andere Screening-Methoden entwickelt werden mussten: regelmäßige Verhaltens-Checks (spezielle Checklisten) bei den Patienten können einen Verdacht über etwaigen Suchtmittelmissbrauch nahelegen und dann weitere kostenaufwändige Untersuchungen initiieren. Die Therapie solcher Patienten in der hiesigen Klinik muss in der Folge sehr individuell (personalintensiv!) gestaltet werden und trifft nicht immer die notwendige Compliance, handelt es sich hier doch meist um amtlich eingewiesenes Delinquenz-Klientel.
Dr.Phil. Benno Fabricius, HELIOS-Klinik Leipzig, stellte in seinem Vortrag das Konzept der Adaptionsbehandlung bei Suchtpatienten vor und berichtete über die nachhaltige Wirkung dieser Therapiemethode. Leider kann die Adaptionstherapie mangels Zustimmung der Kostenträger, mangels vorhandener Unterbringungskapazitäten oder sonstiger regionaler Gegebenheiten nicht in allen Regionen ausrechend realisiert werden. Es bedarf weiterer Strategien, um diese Wiedereingliederungsmaßnahme in ein normales (Alltags-, Arbeits-, Familien-) Leben für Langzeit-Suchtpatienten bei den entsprechenden Institutionen zu etablieren.
Neben den Teilnahme am wissenschaftlichen Symposium bieten die Hochstadter Gespräche auch immer wieder gute Möglichkeiten zum Austausch mit Fachvertretern unterschiedlicher Institutionen zum Thema Sucht. Der Freundeskreis Forchheim besucht außerdem jeden 2. Monat die Klinik, um den Patienten die Bedeutung und Nachhaltigkeit eines regelmäßigen Selbsthilfegruppen-Besuches im Anschluss an ihre Langzeittherapie nahe zu legen --> siehe Seite "Termine".