Freundeskreis Forchheim

Mitglied der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Landesverband Bayern e.V.

 

 

Medikamente im Alter und ihre Gefahren

1. Medikamentengruppen im Überblick

Der Arzneimittelmarkt (In- und Ausland) bietet ein riesiges Angebot und verursacht hohe Kosten für Patienten/innen und Krankenkassen. Viele Wirkstoffe können heute synthetisch hergestellt werden, die man früher aus anderen organischen Quellen (z.B. Tiere: Impfstoffe, Pilze: Antibiotica u.a.) erzeugen musste. Alle jedoch gelten als Drogen (meist pflanzliche Herkunft), deren chemische Wirkung auf den Organismus langwierig (wissenschaftliche Studien) erprobt sein muss.

1.1. Rezeptpflichtige:

Amphetamine, Antidepressiva, Antihistaminika, Analgetika, andere (z.B. Steroide, Clonidin, Diuretika, Beta-Rezeptorenblocker, Hustenstiller (Chinin), Fiebersenker, Appetitzügler, Clomethiazol, Ephedrin ...)

1.2. Nicht Rezeptpflichtige:

Antihistaminika, Z-Drugs (neue Schlafmittel), Analgetika, Laxantien, Nasentropfen/ -sprays, Erkältungsmittel, viele pflanzliche Mittel (Nahrungsergänzungsmittel), andere ...

2. Unerwünschte - und/ oder Nebenwirkungen:

In den Beipackzetteln von rezeptpflichtigen Arzneimitteln sind die mehr oder weniger häufigen leichten bis schweren Ereignisse gelistet. Auch findet man dort Warnungen vor bestimmten Tätigkeiten (z.B. Autofahren) und Über-/ Unterdosierung. Oft ist jedoch nicht deutlich definiert, ob oder welche Wechselwirkungen mit welchen anderen Medikamenten auftreten können; meist findet sich nur ein Hinweis darauf, dass Alkoholgenuss kontraindiziert ist.

Ausführlich wird meist der Einnahmemodus (z.B. die Tageszeit, nach -/ vor dem Essen) beschrieben, aber selten eine exakte Dosisempfehlung in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, Körpergewicht. Der/ die verordnende Arzt/ Ärztin gibt dem/r Patienten/in  i.d.R. nur den Hinweis, das Medikament nach pharmazeutischen Angaben lt. Beipackzettel einzunehmen.

Worauf jede/r Patient/in in Eigenverantwortung achten muss, sind persönliche Indikationen, Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber den Medikamentenwirkstoffen oder deren Trägersubstanzen. Auch die Resistenzbildung bei Erregern (Antibiotika) wird häufig unterschätzt, die eine positive Wirkung aushebeln und zu schwereren Krankheitsverläufen führen kann.

Nicht rezeptpflichtige (pflanzliche und Natur-) Heilmittel (auch Nahrungsergänzungsmittel) gelten i.d.R. als harmlos und nebenwirkungsfrei. Sie werden daher oft nach eigenem Gutdünken (Dauer, Kombination) und ohne fachliches Hintergrundwissen eingenommen. Doch auch diese Stoffe können unerwartete, schädliche Wirkungen hervorrufen, Medikamentenwirkungen verändern/ aushebeln und/ oder (schwere) Krankheitsbilder verschleiern.

Die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln und die potenziellen Probleme werden unter Punkt 4. besprochen.

3. Besondere Gefahren für Ältere:

Bei älteren Patienten/innen ist Medikamenteneinnahme oft mit einer mangelhaften oder fehlenden Compliance verbunden, d.h.

  • Beipackzettel werden unzureichend oder gar nicht verinnerlicht
  • Dosisangaben werden nicht eingehalten, weil die erwünschte Wirkung nicht sofort auftritt ("viel hilft viel")
  • Einnahmedauer wird nicht beachtet (länger als nötig)
  • es werden zusätzlich noch weitere (auch pflanzliche - weil `unschädlich´!) Arzneien/ Heilmittel eingenommen
  • oft wird selbst-mediziert, d.h. ein Fachmann erst gar nicht befragt, da man sich auf eigene Erfahrungen oder die von Nahestehenden verlässt
  • Ältere wollen eigenständig sein und empfinden jegliche Einflussnahme als Bevormundung, wenn sie bestimmte Anweisungen (z.B. Medikamenteneinnahme) befolgen sollen
  • es können sonstige Einnahmefehler gemacht werden.

Dabei ist es wichtig, zu wissen, dass viele Medikamente bei Älteren (und auch beim weiblichen Geschlecht) eine längere Halbwertszeit (Wirkungsdauer und Abbau) innehaben, weil deren Stoffwechsel sich verändert hat. Die Wissenschaft hat auch herausgefunden, dass ältere Menschen eine andere Empfindlichkeit für bestimmte Medikamente entwickelt haben und deshalb die Dosierung vorsichtig gestaltet werden muss. 

Viele Anzeichen, wie Zunahme von Sturz-/ Fallrisiko, Verlängerung und/ oder Verstärkung einer Sedierung, Desorientierung und/ oder Verwirrtheit, Schwindelanfälle und/ oder Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit usw. werden häufig als `übliche´ Alterserscheinungen missgedeutet. Im Alter nehmen Verletzungen durch unsachgemäße Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen zu, Konzentration und Leistungsfähigkeit ab, sodass die Relation zu einer Medikamenteneinnahme oft nicht deutlich wird. 

4. Abhängigkeiten und/ oder Missbrauch:

Zahlreiche Arzneimittel (ca. 5 % aller), besonders Diazepine, Opiate, manche Antidepressiva, Psychostimulantien, einige Schmerzmittel u. dgl., bergen bei längerer Einnahme eine Suchtgefahr in sich, auf die Verordner und Beipackzettel hinweisen müssen. Trotzdem finden diese Substanzen gerade bei Älteren zunehmende Anwendung, da bekanntlicherweise im Alter mehrere chronische Krankheiten zugleich bestehen und sich die Betroffenen auf Dauer eine positive Wirkung versprechen. 

Viele rutschen dadurch in eine gewisse Abhängigkeit/ Sucht von Medikamenten, das sind ca. 1,9 Mio. bei 18 - 64-Jährigen, noch Ältere sicher mehr, davon 2/3 Frauen. Bei Absetzen, z.B. vor Operationen, oder bei notwenigen Narkosen (auch örtlichen: z.B. bei Zahnärzten) kann dies zu enormen Problemen/ Zwischenfällen führen. Wenn dann unangenehme Phänomene auftreten, werden diese dann oft nur mit dem gesundheitlichen oder altersgemäßen Zustand der Patienten/innen in Zusammenhang gebracht, anstatt mit einer Entzugssymptomatik infolge einer Medikamentenabhängigkeit.

5. Konsequenzen für uns alle:

  • Verantwortungsvolle Begutachtung der individuell eingenommenen Medikamente durch Angehörige, Pfleger u. dgl. (Verordnung, Dosis, Dauer der Einnahme ...)
  • Klärung der Einnahme-Notwendigkeit (Alternativen?) von Arzneimitteln und Festlegung in einem Medikamentenplan (Einnahmearten, -dauer, Dosis, Kombination der Wirkstoffe ...) --> dieser Plan sollte unbedingt wie ein Ausweispapier `am Mann´ getragen werden, damit z.B. bei einem Unfall oder sonstigen gesundheitlichen Zwischenfall auch Rettungskräfte/ Notärzte  darauf zurückgreifen können
  • Abwägen von Nutzen und Risiken, Wechselwirkungen und Einschränkungen bei Einnahme mehrerer Medikamente und deren Absetzen durch einen Fachmann (Arzt oder Apotheker)
  • Ausführliche Informationen der Patienten (Compliance) und Beobachtung (Wirkung, Nebenwirkungen) bzgl. Medikamenteneinnahme durch Mediziner (Hausarzt/ärztin!)

Bei allen Unsicherheiten, Auffälligkeiten und eventuellen Problemen sollte immer eine Rücksprache erfolgen:

  • im sozialen Umfeld des/r Patienten/in (Angehörige, Pflegepersonen ...)
  • mit dem/ der verordnende/r Arzt/ Ärztin --> der/ die sollte die Physiologie des alten Menschens kennen oder sich zumindest darüber kundig machen
  • mit dem/ der Apotheker/in --> der/ die kennt mindestens die (chemischen) Wechselwirkungen einzelner Wirkstoffe

Anzumerken ist:der/ die Arzt/ Ärztin hat einen Eid geleistet, der ihn/ sie dazu verpflichtet, die Gesundheit eines Menschen positiv zu beeinflussen - der/ die Apotheker/in untersteht als kommerzionelles Unternehmen nicht dieser Prämisse, sollte sich aber in chemischen Fragen (Wirkung von Stoffen auf den Körper und deren Kombination) auskennen.

Die Einführung einer digitalen Patientenakte ist insofern empfehlenswert, da notwendige Gesundheitsdaten von allen Behandler-Seiten (freie Arztwahl, Urlaubsvertretungen, Kliniken usw.) abgerufen werden können, der/ die `gläserne Patient/in´ hat im Ernstfall mehr Chancen auf Rettung seines Lebens.

Nähere Informationen bieten:  Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS, Hamm) und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA, Köln), beide = offizielle Fachinstitutionen des Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit

Irene Braun, Oktober 2025

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Flüstertüte

Alles über die bayerischen Freundeskreise und Sonstiges

Seit 2022 gibt der Frendeskreis für Suchtkrankenhilfe- Landesverband Bayern 4 x im Jahr online eine quasi hauseigene Zeitschrift Flüstertüte heraus. Die Zeitschrift kann jederzeit von der bayerischen homepage herunter geladen werden und gibt sehr aktuell Auskunft über das Wesen und Wirken der Freundeskreise in ganz Bayern. Außerdem bietet sie auch fachliche Beiträge, wie z. B. in Ausgabe 8 (+ weitere): "Suchtbediungte Aggressionen". Neben der Erläuterung unseres Leitbildes können auch alle Veranstaltungstermine nachgelesen werden.

Seminar für starkes Selbstbewusstsein

Wie kann ich selbstbewusst mit Herausforderungen umgehen?

Das Tagesseminar am 05.11.2022 wurde vom Freundeskreis Altenberg ausgerichtet und vom hochkarätigen Referenten/ Therapeuten Jürgen Schneider begleitet. Anhand einiger Beispiele aus dem Kreis der Teilnehmer aus verschiedenen Freundeskreisen Nordbayerns entwickelten sich intensive Gespräche über sinnvolle Möglichkeiten, Alltagsproblemen gegenüber zu treten, bzw. sie zu meistern. Wenn wir Herausforderungen gegeüber stehen, gilt es, folgende Aspekte in Erwägung zu ziehen:

  • Ist die schwierige Angelegenheit wirklich persönlich relevant für mich? Oder kann ich sie auch einmal aushalten, wie sie eben ist?
  • Gibt es außer meiner spontanen Sichtweise vielleicht noch andere Einschätzungen, das Problem zu sehen?
  • Was sind meine persönlichen Recourssen und Befähigungen, um mit einer Herausforderung umzugehen?
  • Welche strategische Vorgehensweisen versprechen Erfolg, das anstehende Problem lösen zu wollen?
  • kann ich meine gewohnten Handlungsstrategien auch einmal variieren, problembezogener gestalten?

 Mein Umgang mit, bzw. Streben nach Bewältigung von Herausforderungen kann nur effektiv sein, wenn ich:

  • mich selbst gut kenne und abschätzen kann, dass ich dazu überhaupt in der Lage bin,
  • das Risiko minimieren kann, ein anstehendes Problem durch mein Tun noch zu verschlimmern,
  • auch damit zufrieden sein kann, mich einer Lösung nur anzunähern, also die Anforderungen an mich nicht zu hoch stelle,
  • in mich hineinspüren kann, wie mich die Bewältigungsenergie berührt: ob sie angemessen ist oder mich zu sehr belastet,
  • weiß, inwieweit ich von allgemeinen Normen (z.B. aus der früheren KIndheit) gesteuert bin, bzw. ob ich mich auch mal davon lösen kann,
  • eine klare Zielvorstellung vor Augen habe, also was ich durch mein Handeln erreichen letztendlich möchte.

Bei allem ist stets an die Selbstfürsorge zu denken: jeder Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Anerkennung, Respekt und Individualität! Manchmal lohnt sich ein persönliches Engagement nicht, wenn es nur neue Konflikten provoziert, eigene Kräfte übersteigt, oder das Gegenüber an einer Problembeältigung gar nicht interessiert ist. Aggressionsarmes Zusammenleben von Menschen gelingt am besten auf der Basis gegenseitiger Akzeptanz und Toleranz, Respekt vor einander oder ggf. auch einer gewissen Distanz, wenn Annäherungg nicht gewollt ist.

Den Seminar-Teilnehmern*innen wurde klar, Herausforderungen vor sich her zu schieben oder gar zu verdrängen, schafft dagegen meist Unzufriedenheit, kann zu Frustration oder sogar Resignation führen. Diese könnten dann wiederum in einer Art Flucht enden, z.B. Suchtmittel-Missbrauch oder sonstigen lebensschädigenden Verhaltensweisen. Jeder sollte - am besten in einer Gemeinschaft, wie eine Selbsthilfegruppe - für sich herausfinden, ob, wann, wie und mit welchen Erwartungen die zahlreichen Herausforderungen im Leben gemeistert werden sollen/ können.

Irene Braun

 

 

         

Angst und Sucht

Ängste - Rückzug - Flucht

Sorgen, dass dein Mann bei einem Verkehrsunfall um´s Leben kommen könnte,

Angst um deinen Sohn, dass er nach dem Disco-Besuch überfallen werden könnte,

Beunruhigung, dass in der nahen Familie mal ein Pflegefall auftreten könnte,

Bedenken, der Ehemann könnte fremdgehen und die Ehe deswegen auseinanderbrechen,

Gedanken, dass die Tochter auf dem nächtlichen Heimweg vergewaltigt werden könnte,

Befürchtung des Arbeitsplatzverlustes und damit der Familienversorgung,

Schreckvorstellung, von Fremden unvermittelt angesprochen zu werden …

Diese Liste könnte beliebig fortgesetzt werden; es handelt sich um sog. generalisierte Ängste, denen zwar reale Gefahren zugrunde liegen, die aber zu unkontrollierbaren Sorgen und typischen Angst- Symptomen ausufern und den Alltag dominieren können.

Aus der Furcht vor Kontrollverlust entsteht häufig Vermeidungsverhalten, d.h. man zieht sich im eigenen Domizil zurück, um etwaigen Gefahren gar nicht erst zu begegnen. Scham, darüber zu reden, oder Bedenken, die Anerkennung bei anderen zu verlieren, führen dann häufig auch zu sozialer Isolation, man will niemanden mehr persönlich treffen.

Spürt man jedoch über längere Zeit die Beklemmung des Alleinseins, die Unmöglichkeit sich mitzuteilen, die Unabänderlichkeit des Alltagstrotts, die Aussichtslosigkeit für Veränderungen, werden sich depressive Verstimmungen einstellen. Es kann sich das volle Krankheitsbild echter Depressionen entwickeln, wobei man in einen unüberwindbaren Teufelskreis von negativen Emotionen gerät. Der/ die Betreffende kann schließlich kaum mehr aus eigenen Stücken diese Situation überwinden und es wird dann spätestens professionelle Hilfe von außen nötig.

Manche Menschen, insbesondere die mit einer genetischen oder traumatischen Vorbelastung, suchen einen Ausweg aus ihren Depressionen mit Rauschmitteln, die ihre Sinne und unangenehme Empfindungen wenigstens zeitweise vernebeln. Damit beginnt eine Abwärtsspirale, in der weitere Probleme hinzu kommen: eine körperliche und die noch folgenschwerere psychische Abhängigkeit von diesen Rauschmitteln/ Drogen, eine Suchterkrankung. Suchtmittelmissbrauch auf längere Zeit wiederum verstärkt die depressiven Zustände, denn der ohnehin bereits angeschlagene Hirn-Stoffwechsel wird durch die Giftwirkung der Drogen zusätzlich und nachhaltig geschädigt.

Ein süchtiger Mensch steht besonders auf der `sozialen Abschussliste´ und wird es i.d.R. nicht mehr ohne adäquate Entwöhnungstherapie und anschließender Lebensbegleitung (z.B. Sucht-Selbsthilfegruppen) in eine dauerhafte Abstinenz schaffen. Erst dann wird es dem/ der Betreffenden gelingen, den Alltagsanforderungen wieder Stand zu halten, sich ein neues soziales Netzwerk aufzubauen und eine verbesserte Lebensqualität zu gewinnen.

von Irene Braun          Qellen:  Morschitzky, zehn Gesichter der Angst, 2018v

 

Suchtmittelinduzierte Ängste

Hilflosigkeit, Verlust einer gewünschten Sicherheit, zunehmendes Gefühl einer unkontrollierbaren Bedrohung, ungewisse Zukunftsvorstellungen, alltägliche Sorgen usw. können die Lebensqualität von Menschen massiv beeinträchtigen und es kann sich eine mehr oder weniger schwere Angststörung ausprägen. Diese kann ohne soziale, somatische oder psychische Hilfestellung einer sekundären Suchtentwicklung Vorschub leisten.

Durch den Konsum von stimmungsaufhellenden und/ oder sedierenden Medikamenten oder Suchtmitteln können typische Angstsymptome vorübergehend verringert werden, sodass positive Erwartungen an die Suchtstoffe wachsen. Solche inadäquaten Bewältigungsversuche mit missbräuchlich eingesetzten Medikamenten und/ oder Drogen mit Toleranzentwicklung über längere Zeit erzeugen jedoch nachhaltige Veränderungen im Stoffwechsel der Neurotransmitter (Botenstoffe im Gehirn). In der Folge verkümmern eigene Problembewältigungsfertigkeiten (Resilienz) und Krisenresistenz immer mehr, Interesselosigkeit, Schuldgefühle, Versagensängste und Verdrängungsstrategien nehmen zu. Schlimmstenfalls entwickelt sich eine komplexe psychische Mehrfachstörungen: Panikattacken, Depression und Suchterkrankung, eine Psychose und/ oder sonstige schwere Persönlichkeitsstörung bis hin zu suizidalen Verläufen.

Zu den am häufigsten als `Selbsttherapie´ missbrauchten Stoffen zählen Alkohol, Benzodiazepine und/ oder Opiate, sowie verwandte – als eher harmlos geltende - Stoffe, wie z.B. Marihuana. Alle diese Substanzen verfügen jedoch über ein hohes neuropathogenes Potenzial, d.h. es ist eine massive Giftwirkung an Nervenzellen in Körper und Gehirn nachgewiesen. Wie in einem Teufelskreis sorgt die mehr oder minder starke Schädigung der nicht regenerierbaren Nervenzellen wiederum für eine langanhaltende und ggf. zunehmende Verstärkung der ursächlichen Symptome, gegen die sie einzusetzen geplant waren. Dadurch können sich die Lebensumstände eines betroffenen Menschen derartig massiv verschlechtern oder ganz einbrechen, dass der Betreffende sich einer langwierigen, körperlich und psychisch tiefgreifenden Therapie unterziehen muss, die ihrerseits nur bedingte positive Erfolgschancen bieten kann. 

Eine anschließende Entzugstherapie gestaltet sich wegen der sich überlagernden Komorbiditäten (Krankheitsbilder) äußerst diffizil und es ist auch schwierig, dafür qualifizierte Therapeuten, bzw. Therapieorte zu finden. Die manifestierten psychischen Störungen werden in unterschiedlichen Abständen und unerwarteten Ausprägungen auftreten und immer wieder neue, der aktuellen Situation entsprechende therapeutische Maßnahmen erfordern. So kann es sein, dass der Patient für einige Wochen einen Suchtstoff-Entzug durchlaufen muss, während evtl. parallel eine massive Depression einer Behandlung bedarf, dass Panikattacken oder affektive Krisen die ausgewählten Therapiemaßnahmen wieder `auf den Kopf´ stellen, oder dass zusätzlich noch Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen, weil der Patient selbstverletzende und/ oder suizidale Vorhaben zeigt.

Alle Patienten, die es geschafft haben, einen solchen Weg zu gehen, berichten dann zwar von einem grundsätzlich positiven Lebensgewinn in Sachen Gesundheit, Psyche, Neuaufbau eines sozialen Umfeldes, Bewältigung der Arbeitswelt usw…. Sie bestätigen aber auch, dass sie weiterhin von gewissen inneren Ängste begleitet werden, mit denen sie (wenn in der Therapie dazu befähigt worden) sehr bewusst umgehen müssen, um sie als legitimen Schutzmechanismus vor weiteren Lebensabstürzen einsetzen zu können.

Von Irene Braun

Quellen: Fachklinik Spielwigge, ReHa-Zentrum Klinik-Warstein